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Müssig herausfinden zu wollen, welcher Satz nun den Ausschlag zu Gunsten der Titelverteidigerinnen gegeben haben dürfte - und im Nachhinein auch nicht mehr nötig. In der Schaffhauser Fabrikhalle Ebnat trafen am Samstagabend mit Neuhausen und Wädenswil zum dritten Mal innert Wochenfrist zwei ebenbürtige Teams aufeinander, in dieser Saison die absolut besten der Meisterschaft. Und wie schon in den beiden unentschieden ausgegangenen Runden zuvor, erlebten die Anwesenden Dramatik und Spannung pur. Titel gab es nur einen zu verteilen: Dieser blieb zum sechsten Mal in Neuhausen.

 

Bildlegende: Enttäuschte Wädenswilerinnen (v.l.n.r.): Rachel Moret, Cristina Tugui, Rahel Aschwanden.

 

 

 Ausgezeichnet hatte es für die Herausforderinnen aus Wädenswil mit dem Einzelsieg Rahel Aschwandens über Jacqueline Weiss begonnen. Keine Chance hatte im dritten Ausstrich hingegen Cristina Tugui gegen Einzelmeisterin Monika Führer. Die Rumänin steigerte sich aber rechtzeitig im zweiten Einzel gegen Laura Schärrer, die zuvor gegen Rachel Moret das Glück auf ihrer Seite hatte. Dreimal musste Moret in der Verlängerung die Heimspielerin ziehen lassen (11:13, 11:5, 10:12, 10:12). Hätte die Wädenswilerin auch nur einen dieser Sätze für sich entscheiden können, wäre die Ausgangslage für den Schlussspurt für ihr Team besser gewesen. Schärrer agierte insgesamt aber doch aktiver als die Westschweizerin und zwang so das Momentum auf ihre Seite. Mit einem weiteren 3:0-Sieg Führers wurden die Hoffnungen der vielen mitgereisten Fans vom Zürichsee am Rheinfall kalt geduscht. Aschwanden knüpfte nicht mehr an die vorherigen Leistungen an und wurde von der Favoritin zerzaust.

Noch einmal mobilisierten die Wädenswilerinnen aber all ihre Kräfte, was mit dem 3:3-Ausgleich belohnt wurde. Nachdem bereits Moret gegen Weiss gewonnen hatte,  zeigte auch eine "geladene" Tugui gegen Schärrer eine Klasseleistung. Wie eine Wand hielt sie gegen die gefährlichen Topspins der Linkshänderin dicht, machte diese mit ihren dynamischen Blockbällen nicht nur zunichte, sondern zeichnete sich als Gewinnerin vieler langer Topspinwechsel aus.

Moret schlägt Führer

Einmal mehr sollte das Doppel den Ausschlag geben. Nach der Kräfte zehrenden Auseinandersetzung Tuguis mit Schärrer verzichtete Trainerin Sonja Wicki auf deren Einsatz im Doppel, was vorher als taktischer Wechsel seitens Wädenswils zur Diskussion gestanden hatte. Wie beide Male zuvor schon trafen also Führer/Schärrer und Aschwanden/Moret aufeinander: Ging der erste Satz schlank an die Gastgeberinnen, so durften sich die Grünschwarzen im zweiten Satz über einige Patzer der Neuhauserinnen freuen. Eine mit 6:1 hoch ausgefallene Wädenswiler Führung schrumpfte im Verlaufe des dritten Durchgangs. Schliesslich lagen Aschwanden/Moret mit 9:10 zurück und mussten einen Kantenstreifer zum 9:11 beklagen. Auch das Wädenswiler Time-Out im vierten Satz brachte keine Wende mehr: Neuhausen überzeugte und holte die für die Schlussrechnung entscheidenden Sätze zur erneuten 4:3-Führung.

Im nachfolgenden "ewigen" Zweikampf Führer gegen Moret waren die Besten wieder unter sich. Parallel dazu mass sich Aschwanden auf der Nebenplatte mit der gestärkt aus dem Doppel hervorgegangenen Schärrer. Früh hatte die clever aufspielende Moret das Heft gegen die ansonsten tadellose Schaffhauserin in die Hand genommen und mit ihren taktisch geschickten Rhythmuswechseln gepunktet. Auch einen 0:5-Rückstand im dritten Satz holte Moret mit einer tollen Moral noch auf, unterlag in der Verlängerung aber ganz unglücklich mit 13:15. War dies der Satz gewesen, der Wädenswils Titelträume zunichte machen sollte? Im letzten Durchgang schien sich das Szenario zu wiederholen: früher Rückstand, Ausgleich, Verlängerung. Moret revanchierte sich aber im Abschluss für viele in dieser Saison gegen Führer erlittene schmerzliche Niederlagen und triumphierte mit 16:14. Am Nebentisch hatte Aschwanden gegen Schärrer Pech. Nachdem sie im ersten Satz mit 13:15 unterlegen war, verlor sie auch den zweiten mit 9:11. Ein Kantenball hatte ihre und damit die Hoffnungen der Wädenswilerinnen zerstört. Aufgewühlt von ihren Gefühlen konnte die Juniorin im letzten Durchgang nicht mehr zusetzen, musste sich mit 0:3 Sätzen geschlagen geben.

Satzverhältnis zu Gunsten Neuhausens

Sass der Dämpfer bei den Wädenswilerinnen tief, so dauerte Führers Frust über ihre erste Meisterschaftsniederlage nicht allzu lange: Schliesslich führte Neuhausen ja 5:4 und hatte, wie schon in den beiden vorangegangenen Playoff-Partien den Satzvorteil dank Schärrer mit 18:14 auf seiner Seite. Tugui hätte auch mit einem 3:0-Sieg über Weiss die Begegnung nicht mehr drehen können, weshalb der letzte Durchgang keine Bedeutung mehr für die Titelvergabe hatte. Er wurde ausgesetzt, im Einverständnis beider Akteurinnen Wädenswil gutgeschrieben. Konsterniert und enttäuscht liessen die Wädenswilerinnen ihren Emotionen freien Lauf, trösteten sich gegenseitig, nachdem sie während dreier Playoff-Runden jederzeit gleichwertige Gegnerinnen gewesen waren. 

-äch-

 Nationalliga A. Frauen. Playoff-Final (best of 3). 3. Runde: Neuhausen - Wädenswil 5:5 (18:17 Sätze). - 

Jacqueline Weiss (A16) u. Rahel Aschwanden (A19) 9:11, 8:11, 5:11. Monika Führer (A20) s. Cristina Tugui (A20) 11:5, 11:7, 11:7. Laura Schärrer (A19) s. Rachel Moret (A20) 13:11, 5:11, 12:10, 12:10. Führer s. Aschwanden 11:7, 11:7, 11:3. Weiss u. Moret 6:11, 7:11, 11:6, 8:11. Schärrer u. Tugui 9:11, 11:6, 5:11, 8:11. Führer/Schärrer s. Aschwanden/Moret 11:8, 10:12, 11:9, 11:2. Führer u. Moret 10:12, 7:11, 15:13, 14:16. Schärrer s. Aschwanden 15:13, 11:9, 11:6. Weiss u. Tugui forfait . Das letzte Einzel wurde nicht mehr gespielt, weil Neuhausen nach dem neunten Spiel bereits uneinholbar mit 5:4 Siegen und 18:14 Sätzen geführt hatte. - Neuhausen zum sechsten Mal Schweizer Meister.