altWelche Körperkontakte wichtig sind und welche eher unerwünscht, lernten Trainer verschiedener Sportvereine in einer Weiterbildung am 1. November. Sexuelle Ausbeutung ist zwar kein Tabuthema mehr, dennoch sind Betroffene und Erwachsene in konkreten Situationen nach wie vor hilflos. «Darf ein Mädchen auf dem Schoss des Leiters sitzen? Ist es normal, dass ein Trainer den Arm um die Schultern eines Jungen legt, um ihm etwas zu erklären?

» Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigten sich letzten Samstag Trainer aus Wädenswiler Sportvereinen. Auf Initiative der Interessengemeinschaft Wädenswiler Sportvereine (IWS) fanden sich am 1. Nov im Gemeinderatssaal Untermosen 35 Personen von verschiedenen Vereinen ein. Durch den Vormittag führte die Fachstelle Mira, eine anerkannte Institution im Bereich Prävention gegen sexuelle Ausbeutung. Die Stadt Wädenswil hatte das Patronat übernommen. Unterschiedliche Bedürfnisse: Urs Hofmann von der Fachstelle für Prävention Mira – «mira» ist Rätoromanisch und bedeutet: Schau hin! – kam schnell auf den Punkt. Menschen brauchen Körperkontakt. Das Bedürfnis danach ist unterschiedlich. Mit manchen Menschen will man nahe sein, zum Beispiel mit einer Umarmung nach einem Sieg oder einer Niederlage im Sport mit einem Sportkollegen. Mit anderen, gleichaltrigen Mitspielern oder erwachsenen Trainern wäre diese Umarmung vielleicht unangenehm. Gute, beidseitig gewollte Körperkontakte sind wichtig und sollen auch im Freizeitbereich möglich sein. Oftmals werden freiwillige Trainer, Leiter und Mitarbeiter eingesetzt, die nur wenig älter sind als die Jugendlichen, die sie betreuen. Dadurch können Rollenkonflikte entstehen. Weibliche Jugendliche flirten oft heftig mit Trainern, Leitern und Mitarbeitern, in denen sie den idealen älteren Bruder oder erwünschten Liebhaber sehen. Wenn das für die sexuellen Bedürfnisse des Leitenden ausgenützt wird, ist es als Missbrauch zu bezeichnen. Andererseits kann dieses Verhalten auch für Männer ohne Ausbeutungsabsichten zur Herausforderung werden. Die Grenzen müssen vom Erwachsenen möglichst klar und trotzdem freundlich gesetzt werden. Das Fazit des dreistündigen Kurses war positiv. Hysterie ist fehl am Platz, aber es soll darüber geredet werden und kritischen Situationen vorgebeugt werden. Im Zuge dieses Ortsprojektes soll nächstes Jahr eine Präventionsveranstaltung für Lehrer durchgeführt werde